Produktionsstillstand und Reaktion der Maschinenbedienenden: Was hinter dem langsamen Handeln steckt – und wie sich die Ausfalldauer reduzieren lässt

16. Juli 2025

In diesem Beitrag

Trotz hoher Automatisierung kommt es immer wieder zu Produktionsstillständen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neben Bedienfehlern führen schwer messbare Produkt- und Packmitteleigenschaften (z.B. die zufällige Nuss-Verteilung in der Schokolade oder unterschiedliche Karton-Feuchte) zu Prozessschwankungen. Da es insgesamt wirtschaftlicher ist, Prozesse mit möglichst hoher Ausbringung im physikalischen, aber störanfälligen Grenzbereich zu fahren, führen diese Schwankungen zu häufigen Mikro-Stopps, die von Bedienenden behoben werden müssen. Warum dabei große Unterschiede in der Handlungskompetenz gibt und wie sich die Dauer ungeplanter Produktionsstillstände durch die intelligente Verbindung von Automatisierung und menschlichem Wissen deutlich reduzieren lässt, lesen Sie in diesem Beitrag.

Ironies of Automation - warum Technik allein Produktionsstillstände nicht verhindert

Darstellung der kognitiven Anforderungen an Maschinenbedienende mit und ohne Automatisierung im Kontext von Produktionsstillständen

Die Grundidee dahinter: Automatisierung soll menschliche Fehler reduzieren,  doch gerade dadurch entstehen neue Risiken.

Drei Kernaspekte prägen dieses Konzept:

  1. Automatisierte Systeme werden von Menschen entwickelt – und genau hier können Planungs- oder Programmierfehler entstehen.
  2. Wenn die Technik versagt, ist es trotzdem der Mensch, der eingreifen muss. Doch durch die zuvor passive Rolle fehlt oft die notwendige Praxis, um in kritischen Momenten schnell und richtig zu reagieren.
  3. Für eine effektive Fehlerbehebung braucht der Mensch ein aktuelles Verständnis der Situation, tiefes Prozesswissen und Handlungssicherheit. Genau diese Fähigkeiten leiden jedoch, wenn Bedienende über lange Zeit nur beobachtend tätig sind und kaum aktiv ins Geschehen eingreifen.

Was damals als theoretische Beobachtung formuliert wurde, zeigt sich heute in der Praxis vieler Produktionsbetriebe als reale Ursache für verlängerte Reaktionszeiten – und letztlich auch für vermeidbare Produktionsstillstände.

Zwischen Wunschdenken und Realität: Warum Automatisierung menschliche Reaktionsfähigkeit schwächt

Vergleich der Aufgaben von Maschinenbedienenden vor und nach der Automatisierung – Einfluss auf Reaktion bei Produktionsstillstand

Die Vorstellung einer vollständig fehlerfreien und selbststeuernden Produktion hält sich hartnäckig, doch die Realität zeigt: Auch in hochautomatisierten Anlagen bleibt der Mensch ein unverzichtbarer Faktor für den Erfolg. Produktionsstillstände entstehen oft genau dann, wenn diese Tatsache übersehen wird.

Lange Zeit galt bei der Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Maschine eine einfache Regel: Alles, was sich zuverlässig automatisieren lässt, übernimmt die Technik, für Flexibilität und Improvisation bleibt der Mensch zuständig.

Doch genau hier entsteht heute ein neuer Zielkonflikt: Je mehr Aufgaben Maschinen übernehmen, desto seltener müssen Bedienende eingreifen – wenn sie es dann aber tun, geht es meist um besonders kritische Situationen.

Das Problem: Diese seltenen Eingriffe erfordern höchste Aufmerksamkeit, schnelle Analysefähigkeit und umfassendes Prozessverständnis – genau das aber leidet, wenn der Mensch über lange Zeit kaum aktiv in die Prozesssteuerung eingebunden ist.

Ein Mensch-Maschine-System ist eben mehr als die Summe seiner Einzelteile. Wenn Aufgabenbereiche wegfallen, wirkt sich das direkt auf die Leistungsfähigkeit in den verbleibenden Aufgaben aus. Dieser Zusammenhang wird in der Praxis häufig unterschätzt – mit spürbaren Folgen: verzögerte Reaktionen und längere Produktionsstillstände in kritischen Momenten.

Wie Peerox Mensch und Automatisierung sinnvoll zusammenbringt

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Bei Peerox war schon in der Konzeptphase klar: Eine erfolgreiche Reduzierung von Produktionsstillständen gelingt nur, wenn die Rolle des Menschen im System von Anfang an mitgedacht wird.

Ein konkretes Beispiel dafür ist eine Feature innerhalb unserer Software, die bei wiederkehrenden Störungen maschinell passende Wissenskarten vorschlägt. Dafür analysiert ein Machine-Learning-Algorithmus vergangene Rückmeldungen der Bedienenden sowie Muster in den Maschinen- und Prozessdaten und berechnet eine prozentuale Wahrscheinlichkeit, wie gut eine Karte zur aktuellen Situation passt.

Genau solche Funktionen sind kein Zufall, sondern Ausdruck eines grundlegenden Designprinzips bei Peerox: Das gesamte System wurde so entwickelt, dass es die Mensch-Maschine-Interaktion gezielt unterstützt – immer orientiert an den kognitiven Fähigkeiten der Anwender:innen.

Unser Ziel ist es, nicht nur technische Unterstützung zu bieten, sondern die Entscheidungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit der Menschen in der Produktion aktiv zu stärken – um Produktionsstillstände nachhaltig zu reduzieren.

Wenn auch Sie wissen möchten, wie Sie Ihre Bedienenden in kritischen Situationen besser unterstützen und Produktionsstillstände vermeiden können, zeigen wir Ihnen das gern live.

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